Eugenia, das Hexenmädchen: Lena in Gefahr




Endlich hat Eugenia ihre Magie entdeckt und darf zur Hexe ausgebildert werden! Doch das ist gar nicht so einfach, denn der Zirkel der Hexen kann ihre Magie nicht verstehen.

Hilfe muss her: Die Vampire müssen aushelfen! Gemeinsam übernehmen sie Eugenias Ausbildung.

Als wäre das noch nicht Aufregung genug, taucht eine Bluthexe auf.

Und die ist hinter der ahnungslosen Lena her.

Können die Kinder ihre Freundschaft - und vor allem: Lena - retten?

Erlebe mit Eugenia eine weitere spannende Geschichte in der magischen Welt.



Leseprobe

Der Besen lag neben ihr auf dem Boden. Angeblich sollte es reichen, wenn sie den Zauber dachte. Murmeln würde für den Anfang aber auch gehen.

Eugenia dachte an das vereinbarte Zauberwort, der Besen begann schon auf dem Boden zu wackeln, aber dann verlor Eugenia die Konzentration.

"Ich verstehe das nicht", sagte sie dann ganz offen und sah Estera an.

Die ältere Hexe seufzte. Dann kam sie aber zu Eugenia herüber. "Jedes Jahr ist es mit euch Junghexen dasselbe. Ihr wollt unbedingt Besen fliegen, aber wenn es dann so weit ist, fällt euch spontan ein, dass Hexen hier niemals mit dem Besen herumfliegen und wollt wissen, warum ihr es lernen müsst."

Eugenia blinzelte. "Äh... ", machte sie nur - sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte.

"Ich könnte jetzt ganz kryptisch - nein, verzeih: ganz geheimnisvoll sagen, dass du das schon noch herausbekommen wirst. Aber ich weiß jetzt schon, dass das bei dir nichts bringen wird. Fynn und Romina haben mich da schon vorgewarnt."

Estera blickte in die Ferne, himmelwärts und schien einen Moment lang mit den Gedanken in einer ganz anderen Welt zu sein.

"Du weißt, dass es Magie gibt. Und dass kein einziger Mensch auf der Welt etwas davon ahnt. Es ist so: Magie ist unsichtbar für die, die sie nicht sehen wollen. Sie glauben an die Technik und Spezialeffekte. Sie begnügen sich mit Harry Potter und Bibi Blocksberg. Aber ganz so einfach ist das alles nicht. Die Magie ist um uns herum, jeden Tag. Jeden Tag passieren vor unser aller Augen viele magische Dinge. Kleine Kinder können sie noch ungefiltert sehen. Sie haben noch nicht gelernt, dass bestimmte Dinge nicht funktionieren können. Wie zaubern oder fliegen. Sie wissen, dass es Einhörner, Meerjungfrauen, Vampire und Hexen gibt. Es ist so normal wie das Atmen. Und durch die Medien, die Eltern, die Erzieher in den Kindergärten und Schulen wird ihnen dieses natürliche Wissen nach und nach genommen. Sie werden blind für die Magie. Einige wenige, magisch begabte unter den Menschen, vergessen aber nicht. Weil wir es durch unsere Familien wissen, sehen. Ich bin mir sicher, dass du schon Hexen auf dem Besen an dir vorbeifliegen gesehen hast. In der Zeit von Autos und Flugzeugen kommt es sicher nicht oft vor, aber es passiert. Und es ist manchmal überlebenswichtig. Daher kommt auch dein Wunsch, auf dem Besen fliegen zu können."

Eugenia hatte aufmerksam zugehört, sich an manches aus ihrer Zeit im Kindergarten erinnert und begriff, worauf Estera hinauswollte.

"Warum darf dann niemand in der Schule wissen, dass ich eine Hexe bin? Oder, dass es Magie gibt?"

"Leider ist es so, dass viele Menschen Angst vor dem haben, was sie nicht erklären können. Und wieder andere haben Angst vor dem, was mit Magie möglich wäre. Es gibt mehr als ein Buch oder Film, in dem genau das der Grund ist, warum ein riesiger, blutiger Krieg gegen die magischen Wesen geführt wird. Wir verstecken uns. Es ist eine Notwendigkeit, leider. Für einige Jahre mag es gut gehen, wenn wir enthüllt werden. Aber an irgendeinem Punkt kommt es immer zu Aufständen. Die Angst vor der Magie hat bisher immer über die Neugier, das Verständnis und die Liebe in unserer Welt gesiegt. Mehr als einmal standen wir, egal ob Hexen, Vampire, Werwölfe oder welches andere magische Wesen auch immer, kurz vor der kompletten Auslöschung.

Aber es gibt einen natürlichen Schleier zu unserem Schutz. Und den müssen wird sorgsam hüten."

Estera sprach so ernst und so voller Trauer, dass Eugenia klar war, wie ernst dieses Thema war. Wie wichtig der Schutz der Magie an sich war.

"Warum sind wir dann hier auf einer Wiese, wo Leute mit ihren Hunden vorbeikommen?"

Estera blickte hinter sich. "Wir haben doch einen Hund dabei. Wir verstecken uns im Schleier. Wenn hier jemand vorbeikommen sollte, wird er dich nur rennen sehen. Du spielst, während ich mit dem Hund gehe. Wir machen uns die natürliche Faulheit des Hirns zu Nutze, das nur das sieht, was es immer schon gesehen hat."

So richtig verstand Eugenia nicht, was ihr die ältere Hexe sagen wollte. Aber was sie verstand war, dass sie sich keine Gedanken machen musste, ob jemand sie auf dem Besen sah, oder nicht.

"Du hast was von anderen magischen Wesen gesagt. Warum kann ich sie nicht sehen, obwohl ich weiß, dass es Magie gibt?"

"Weil du den Schleier nicht durchbrochen hast. Nicht richtig, jedenfalls. Du bist auf das beschränkt, was du schon kennst. Alles andere wirst du sehen, wenn du erst einmal auf die Magieschule gehst. So, genug mit der Theorie! Du hast noch eine Aufgabe zu erledigen", sagte Estera dann streng und deute auf Eugenias Besen.

Die kleine angehende Vampirhexe nickte.

Sie murmelte dann das Wort "Hexenbesen", was eine starke Abkürzung des Zaubers war, den sie mit Oma Lydia vor kurzem noch in ihrem Garten aufgesagt hatte: "Hexenbesen, Besenstiel, bringe mich zum Ziel!"

Der Besen zitterte wieder, erhob sich etwas, schwebte einen Moment und lag dann wieder auf dem Boden als wäre nichts gewesen.

"Nochmal", sagte Estera.