Kiko und die Seelen



Nach einem tragischen Unfall wird Kikos Welt vollkommen auf den Kopf gestellt, als sie auf Hades, den Herrn der Seelen, trifft.

Um sich selbst zu retten, muss sie dem Tod höchstpersönlich helfen. Sie begibt sich mit dem Seelensammler Shiro auf eine gefährliche Mission: Den Seelenräuber stellen und die Seelen von Hades retten. Als der sich allerdings als Hekate, Herrin der Wünsche, entpuppt, wird alles noch komplizierter.

Wird Kiko einen Weg finden, ihre eigene Seele zu retten, damit sie weiter leben kann?

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Leseprobe

Kiko entdeckte den Seelensammler sofort. Er stand in der Mitte des Raumes, zwischen vielen Wolken aus weißen Seelenballons. Jetzt ließ er seine Fracht los und die Seelen schwebten nach oben.

Kiko folgte ihnen mit dem Blick. Und als sie genauer hinsah, erkannte sie, dass dort noch unendlich viele Seelen waren.

Aber sie waren nicht alle einfach nur weiß, sondern die kleinen Kugeln leuchteten in den schönsten Farben: In blau und lila, grün und orange. Es war ein bisschen wie das Bild eines Nebels im Weltall. Etwas so Schönes hatte Kiko noch nie gesehen.

Die bunte Wolke begann zu verschwimmen, als sich Tränen in ihren Augen sammelten. Es war so ein unglaublich schöner Anblick. Sie wusste nicht, warum, aber der Anblick rührte sie zutiefst. Kiko sackte vor Staunen auf den Boden. Sie konnte gar nicht anders als weinen. Kiko konnte es nicht kontrollieren. Es war, als würden alle Emotionen auf einmal über sie herein brechen.

Abgesehen von dem Seelensammler waren Kiko und Hanneko aber nicht allein.

"Du kannst sie sehen?", rief eine Stimme überrascht quer durch den Raum.

"Aber... wie ist das möglich?"

Verwundert sah Kiko auf, sie saß nur auf ihren Unterschenkeln und rieb sich die Augen.

Auf sie kam ein junger Mann zu. Er hatte eine auffälliges buntes Kopftuch an, dass in denselben bunten Farben wie die Wolke aus Seelen gefärbt war. Weiße Haare lugten etwas zottelig unter dem Tuch hervor. Und er hatte sehr sanfte, blaue Augen.

Er sah aus, als wäre er einem dieser bescheuerten Animes entsprungen, die Mama so liebte. Ausgerechnet!

Es war nun an dem Mann, überrascht zu sein. "Kiko? Bist du das?"

Sein Blick wanderte zwischen Hanneko und ihr hin und her. "Ich dachte, ich hätte dich verloren. Meine Sammler sind ohne dich zurück gekommen. Ich hatte angenommen, dass du geraubt worden bist."

Es fiel schwer, den Blick von dieser wunderschönen Wolke aus bunten Seelen abzuwenden.

Aber schließlich gelang es Kiko und sie sah den Mann argwöhnisch an.

"Ich verstehe nicht. Wer bist du? Woher kennst du meinen Namen? Und was meinst du mit geraubt worden?"

Der Mann blinzelte kurz irritiert, dann legte sich ein warmes Lächeln auf sein Gesicht, das bis in die Augen reichte.

"Mein Name ist Hades. Ich sorge dafür, dass die Seelen in meine Unterwelt kommen und gut aufgehoben sind. Bis zu ihrer Wiedergeburt. Ich kenne deinen Namen, weil ich jede Seele und ihre Reinkarnation kenne."

Kiko ging in Abwehrhaltung. "Hades? Der Gott der Unterwelt? So wie bei Hercules? Dann bist du das Böse!"

In allen Geschichten die Kiko kannte, war Hades ein Gott, der jede Seele für sich haben wollte, damit sie nicht in den Himmel kam. Er war raffgierig und gemein. Ein Schmeichler, dem man nicht trauen konnte. Hades war der Tod!

Hades begann laut zu lachen. Es war ein sehr angenehmes Lachen.

"Da hat sich über die Jahrtausende ein kleiner Übersetzungsfehler eingeschlichen. Ich bin der Herr der Unterwelt, kein Gott. Und ich bin ganz gewiss nicht böse. Ich erhalte die natürliche Ordnung der Seelen aufrecht."

"Die natürliche Ordnung der Seelen?", fragte Hanneko. "Was bedeutet das?"

Hades sah auf die Katze hinunter und runzelte die Stirn. "Es bedeutet, dass meine Seelensammler die Seelen einsammeln und zu mir zurück bringen. Sie geben ihre Erfahrungen weiter, tauschen sich mit den anderen Seelen aus. Und wenn sie so weit sind, werden sie wieder geboren. Dann gebe ich sie wieder frei. Die Seelen sind bei mir in Sicherheit."